Erklärung des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband zum barrierearmen Gendern

06.05.2021

Der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband e.V. (DBSV) hat sich zum Thema Gendern in der Sprache geäußert. Sofern alternative Formulierungen (wie „Team“ statt „Mitarbeiter“) und Beidnennungen („Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“) nicht möglich sind, ist das Gendern mit Sternchen die Kurzform, die für blinde und sehbehinderte Menschen am barriereärmsten ist und die zusätzlich das Interesse der queeren Community, nämlich eine Pause im Lesefluss, auch bei Screenreadern bewirkt. Daher wird diese Schreibform vom DBSV empfohlen.

 

Blinde und sehbehinderte Menschen lassen sich Texte von Screenreadern vorlesen. Um den Lesefluss nicht zu unterbrechen, sind dafür Beidnennungen sowie geschlechtsneutrale Synonyme am geeignetsten. Sonderzeichen werden von Screenreadern teils mitgelesen, sodass der Lesefluss unterbrochen wird. Selbst wenn man in den Programmen das Vorlesen von Sonderzeichen wie dem Sternchen gezielt unterdrücken kann, könnte dies, hier beispielsweise im Fall von Formularen, auch dazu führen, dass wichtige Informationen verloren gehen. Screenreader ersetzen ein unterdrücktes Sonderzeichen mit einem Glottsisschlag. Das ist eine Art kurze Pause im Lesefluss, die wir beispielsweise aus dem Wort „Spiegelei“ kennen, das wir „Spiegel-Ei“ und nicht „Spiegelei“ aussprechen.

Der Doppelpunkt wird zum Gendern nicht empfohlen. Dieser wird von Screenreadern zwar standardmäßig nicht vorgelesen, da er als Interpunktionszeichen und nicht als Sonderzeichen gilt. Dennoch lassen ihn sich viele blinde und sehbehinderte Menschen bewusst vorlesen, da er wichtige Funktionen hat.

Um Texte barrierearm für sehbehinderte und blinde Menschen zu gestalten, sind demnach Beidnennung sowie synonyme Begriffe, die kein Geschlecht ausschließen, die Varianten, die den Lesefluss am wenigsten beeinträchtigen. Wenn eine Kurzform verwendet werden soll, empfiehlt der DBSV das Gendersternchen, da dies auch die von der queeren Community weitgehend bevorzugte Variante ist.

Weitere Informationen und Hintergründe zur Stellungnahme finden Sie auf der entsprechenden Seite des DBSV.

Mehr Informationen dazu, wie man Medien diversitätsbewusst gestalten kann, finden Sie auch auf einer dafür zusammengestellten Informationsseite der HAW Hamburg.